Digitalisierung, Nachhaltigkeit und UX

Digitalisierung, Nachhaltigkeit und UX

Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind zwei Genossen, die neuerdings immer häufiger in einem Atemzug genannt werden. Ist eigentlich kein Wunder, denn was gesellschaftliche Megatrends betrifft, sitzen beide so ziemlich in einem Boot. Zum einen natürlich, weil die Wende hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft eine ganz fundamentale Notwendigkeit ist, die damit jedes andere Feld beeinflusst – auch die Digitalisierung. Zum anderen, weil der Digitalisierung für die notwendige Transformation eine möglicherweise zentrale Rolle zukommt. 

Über dieses Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Digitalisierung wird bereits intensiv gearbeitet. Exemplarisch sei hier nur die Arbeit des Wuppertal Instituts zu einer Transformationsroadmap Digitalisierung und Nachhaltigkeit: die Digitalisierung für die sozial-ökologische Transformation nutzen genannt.

Was kann nun UX dazu betragen? Für UX gilt im Bezug auf eine Nachhaltigkeitstransformation, denke ich, zunächst einmal das gleiche wie für die Digitalisierung: es gibt aus meiner Sicht 2+1 Perspektiven, aus denen eine Blick auf unsere Arbeit geworfen werden sollte: 

  1. Wie kann UX eine nachhaltige Entwicklung unterstützen?
    Das scheint die offensichtlichere Fragestellung zu sein. Sie postuliert UX als Kraft zum Guten. Denken wir zum Beispiel an die Verkehrswende. UX ist da ganz unmittelbar gefragt, die Nutzung alternativer Mobilitätsformen so einfach wie möglich zu machen. Also etwa zum Beispiel Fahren und Bezahlen/Ticketkauf im öffentlichen Nahverkehr zu einem nahtlosen Erlebnis oder Vorgang werden lassen, damit der notwendige sekundäre Usecase (ich muss eine Fahrkarte lösen) nicht zum Hindernis für den primären Usecase (ich will mit dem ÖPNV an mein Ziel gelangen) wird. Und das ist wirklich nur das simpelste Beispiel.
  2. Wie kann UX selber nachhaltig werden?
    User Experience hat eine eigene Verantwortung. Auch, wenn hier die Grenzen zu den Aufgaben von Development und Operations verschwimmen, kann sich UX doch auch immer die Frage stellen;
    1. Ist das, was wir designen, integrativ? Ist es zum Beispiel Accessible, oder schließt es Nutzergruppen aus?
    2. Ist das, was wir designen, resourcenschonend? Können wir irgendwo Einfluss darauf nehmen, dass weniger oder vor allem erneuerbare Energie verwendet wird? Funktioniert das von uns designte auch auf alten Geräten, oder erhöhen wir stattdessen durch unser Design den Druck, Geräte zu erneuern, die ansonsten noch ohne weiteres ihren Dienst tun – und helfen so, Ressourcen zu verschwenden?
    3. Ist das, was wir designen, ethisch nachhaltig? Hier geht es zum Beispiel um so offensichtliches wie Dark Patterns oder die problematische, aber systemisch eingebaute Monopolbildung zum Beispiel bei Messengern, die vielleicht durch eine Pflicht zur Interoparibilität durchbrochen werden könnte.
  3. Wie kann ein UXler nachhaltig agieren?
    Also jenseits der üblichen Entscheidungen, die man als Bürger und Konsument so allgemein treffen kann… Mitarbeiten, teilhaben an der Diskussion. Das geht in Vereinen, Parteien und auf Konferenzen. Da Termine und aktuelle Veranstaltungen sich beständig verändern, sei an dieser Stelle nur ein Kontaktpunkt hervorgehoben, der beständig interessant bleibt: der Verein D64, in dem ich auch Mitglied bin. Hier auch gleich der Link zu einem aktuellen Beitrag zum Thema: Aus Corona lernen: Digitale Nachhaltigkeit muss zentrales Anliegen der Politik werden

Die Tür dieser Garderobe ist nur ein spezieller Weg hinein in das Themenfeld Digitalisierung, Nachhaltigkeit und UX. Das Feld ist eine weites Feld und wartet darauf, erkundet zu werden. 

Ein paar weitere Links zum Thema

Nachhaltige Entwicklung?

Das ist ein weites Feld. Die UN hat dazu 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung aufgestellt. Das bunte Mosaik dieser Ziele verdeutlicht, das es hier keine einfachen Antworten gibt, sondern komplexe Zusammenhänge zu betrachten sind.  Die Ziele umfassen dabei offensichtliche, ökonomische wie die Beseitigung des Hungers und der Armut auch nicht allein ökonomische wie eine gute und gleiche Ausbildung, Gleichberechtigung der Geschlechter sowie die Förderung friedlicher und integrativer Gesellschaften.