Alle lieben Ostereier
Ostereier sind toll! Es macht Spaß, sie zu suchen, und es gibt auch ausserhalb des Frühlingsfestes schon viele, die sich das ganze Jahr damit amüsieren, die in Filmen, TV-Serien und Spielen zu verstecken oder darin zu suchen und dann allen davon zu erzählen.
Spaß machen sie auch deswegen, weil sie nicht essentiell sind, sondern nur nett. Eine Zugabe, ein Bon-Bon, nachdem das essentielle geliefert wurden. Man wird daher eine Ostereiersuche (zu Ostern) nicht vor dem Frühstück ansetzen, oder das easter egg im Whodunnit nicht über die Auflösung des Rätsels legen.
A propos Frühstück: Menschen im Web verhalten sich ein wenig wie Menschen vor dem Frühstück (quasi before coffee): leicht zu reizen und zielstrebig auf der Suche nach dem, was sie wollen.
Mal angenommen, so jemand müsste in einer ihm fremden Küche nach Frühstück suchen. Er wird dann nicht systematisch die Küche auf eine Weise kennenlernen, die es ihm erlauben würde, am Abend ein 5 Gänge Menü zu zaubern. Er durchsucht die Küche nach dem, was er für sein Frühstück braucht: Kaffee, Brot, Marmelade, Butter, Margarine, Cerealien, Milch – je nach dem, was einem so vorschwebt.
Und wehe, die Butter findet sich im Milchglas, das Brot in einem Mehltopf mit der Aufschrift “Processed Grain-based Food” und der Kaffee steht zwischen den dicken Java-Referenzbüchern – weil’s nämlich kreativ und lustig ist.
Eigentlich ist es im Web genau so: niemand ist interessiert daran, ihre Webseite oder Applikation zu verstehen. Aber jeder hat ein Bedürfnis, das zu erfüllen ist: zum Beispiel (nur mal so) im besten Schokoladen der Stadt noch ein paar Schokohasen kaufen für’s Fest. Und dafür hätte man nun gerne die aktuellen Öffnungszeiten gewusst. Und dann wird erst die Webseite danach durchsucht, und wenn man die richtige Unterseite gefunden hat, der Text auf der Seite (oder die Bilder, oder so).
Das eine Navigation so aufgebaut werden sollte, dass sie den Bedürfnissen der Besucher entgegenkommt, und nicht den kafkaesken Strukturen der Firma dahinter, hat sich schon herumgesprochen. Aber beim Text gilt das Gleiche: Der Inhalt sollte verständlich strukturiert, deutlich formuliert und klar herausgestellt sein. Damit man auf einen Blick sieht – um im Beispiel zu bleiben – wann der Laden offen hat.
Langweilig vielleicht, nicht witzig und kreativ, aber wichtig. Damit man dann anschließen wieder zufrieden die Seite schließen und spielen gehen kann, oder Ostereier suchen.
Hier gibt’s übrigens keine, ihr könnt jetzt also abschalten.